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Pax Augusta, Historisch Akkurat?

Wie akkurat ist Pax Augusta eigentlich? Um das zu beantworten, müssen wir den Ursprung des Projektes kurz anschauen.

Als leidenschaftlicher Spieler von historischen City Builder Spielen habe ich mich immer geärgert, dass die Menschen zu gross dargestellt waren und die grossen Gebäude verhältnismässig zu klein sind. Also habe ich begonnen, archäologische Ausgrabungsstädten zu besuchen, um auf Infotafeln Grundrisse abzufotografieren. Basierend auf diesen habe ich dann die ersten Gebäude erstellt. Das Problem aus heutiger Sicht: Die Grundrisse waren korrekt, aber das Darüber entsprach einem Mix aus dem, was ich aus Hollywood und den alten römischen City Builder Spielen kannte.

Da ich keine Probleme mit sachlicher Kritik habe, postete ich meine ersten Gebäude in den Sozialen Medien und habe klar kommuniziert: Wenn etwas mit den Modellen nicht in Ordnung sein sollte, meldet es mir. Und schon meldeten sich die ersten Archäologen. Einer der ersten war Marko Jesulic, ein Archäologe aus Deutschland. In langen Gesprächen erklärte er mir alle Details, Zusammenhänge und Fehler an meinen Modellen. Weitere Archäologen kamen dann im Laufe der Zeit dazu. Alle waren sehr hilfsbereit und versorgten mich mit akademischen Forschungspapern, Büchern und luden mich in archäologische Parks zu privaten Führungen ein.

Gallo römischer Tempel (Offemont – Frankreich)

Über die Zeit entwickelte ich ein Verständnis, wie Gebäude ausgesehen haben könnten. Ich schreibe bewusst könnten, denn ganz klar ist das nicht immer. Wie hoch war z.B. ein Wohnhaus? Nun, das ist schwierig zu sagen. Denn nach dem Untergang des römischen Reiches wurden Gebäude abgetragen und das Baumaterial weiter verwendet. Es blieben also nur die Grundrisse. Man könnte nun entgegnen, dass man in Pompeji und Herculaneum noch ganze Gebäude fände. Das ist zwar korrekt, aber nicht genau. Man muss nämlich beachten, dass Städte im heutigen Italien wohlhabender waren und auf Grund anderer klimatischer Gegebenheiten dementsprechend auch anders gebaut waren als in der Region Gallien und Belgien, in der das Spiel spielt. Glücklicherweise ist bei einem römischen Haus eine komplette Seitenmauer eines Hauses umgestürzt. Die Steine wurden einfach liegengelassen. So weiss man zumindest heute, wie hoch dieses spezifische Gebäude war. Solche und hunderte andere Anekdoten führten dazu, dass das Spiel so aussieht, wie es heute aussieht. Aber ganz genau weiss man das eben nicht. So gibt es von einem Tempel in Augusta Raurica mindestens 3 Hypothesen, wie dieser ausgesehen hat. Oder bei der Gladiatorenarena von Vindonissa findet man selbst im Museum verschiedene Hypothesen. Teilweise habe ich verschiedene Hypothesen kombiniert oder mich an eine Spezifische gehalten. Dinge, die aber erwiesenermassen falsch waren, habe ich angepasst, wie z.B. Kamine.

In früheren Spielversionen habe ich Schornsteine auf die Hausdächer gesetzt. Bis sich Fachleute gemeldet und mich darauf hingewiesen haben, dass die Römer Kamine, wie ich sie eingebaut habe, so nicht hatten. Ich dachte mir dann: Ja froren die denn alle im Winter? Also begann ich mich auf die abenteuerliche Reise in die Welt der Archäologie um das Phänomen Heizung und Schornsteine. Meine erste Erkenntnis: Die Römer kannten Schornsteine. Diese wurden auch mehrheitlich über Badehäuser gebaut. Das waren aber sehr kleine, ca. 20 cm grosse Elemente, die mich an eine Art Pilz erinnern. In Augusta Raurica sieht man die z.B. beim Römerhaus über der Stelle, wo die Küche ist. Bei den einfachen Holzhäusern, sogenannten Streifenhäusern, findet man hingegen keine Kamine. Die Römer heizten zwar in den Häusern drinnen bzw. hatten offenes Feuer. Die hohen Räume erlaubten es aber, dass der Rauch einfach durch die Dachschindel abzog. Und so kam es, dass ich bei allen Gebäuden die Schornsteine wieder entfernen musste. Ich könnte noch duzende weiterer Beispiele aufzeigen. Ich denke aber, dass das Vorgehen klar ist: es ist ein konstantes Optimieren und Anpassen.

Römisches Horreum in Yverdon

Ein wichtiger Aspekt bei dieser Thematik ist, dass es ein Spiel ist. Das bedeutet: Gewisse Elemente sind bewusst anders gemacht, weil es im Endeffekt Spass beim Spielen machen soll. So wollte ich zuerst eine absolut akkurate Weltkarte erstellen, bei der jede Siedlung, jedes Bauerndorf, jede Strasse, jede Brücke etc. historisch belegt ist. Da habe ich aber schnell festgestellt, dass diese eine jahrelange Recherche erfordert. Wie Du sicher weisst, mache ich das Spiel in meiner Freizeit. Tagsüber habe ich einen normalen Beruf. Daher muss ich mich auf darauf fokussieren, was bringt dem Spiel einen Mehrwert und was wäre schön, zu haben, aber als 1 Mann-Hobby-Projekt unrealistisch. So ist die Weltkarte einigermassen akkurat. Z.B. die Hauptstrassen und grossen Städte werden dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Der Rest ist aber so angepasst, dass es im späteren Story-Modus auch Sinn ergibt.

Nun möchte ich die ursprüngliche Frage beantworten: Ist Pax Augusta historisch akkurat? Nein! Zum einen ist das nicht möglich, da wir viele Dinge bis heute nicht wissen. So finden wir in Gallien und Germanien sogenannte Dodekaeder, von denen wir keine Ahnung haben, für was die waren. Oder sogenannte Jupiter Giganten Säulen, die nur in einem spezifischen Gebiet der Römer gefunden wurden. Weshalb es die nur dort gab, weiss man nicht. Zum anderen habe ich keine archäologische Ausbildung. Ich bin also offen für fachlich fundierte und belegte Inputs und übernehme den aktuellen Wissenstand gerne. Somit ist Pax Augusta historisch nicht akkurat. Aber wohl der akkurateste Römische City Builder, den es bisher gab.

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5 Kommentare

  1. Holger Jürgenliemk

    Hoch interessant! Ich bin Diplom-Designer und archäologischer Techniker und Zeichner. Gibt es eigentlich auch einen Ziegelbrennofen für Dachziegel? Wir haben 2016 ein ziemlich großes Exemplar südlich von Augsburg ergraben. Ich habe meine detaillierten Grabungszeichnungen noch hier. Neben dem Ziegelbrennofen konnten wir auch zwei kleine Keramikbrennöfen ergraben, die von einer gemeinsamen Feuerstelle (Arbeitsgrube) aus mit Heißluft befeuert wurden. Die gesamte Anlage befand sich unmittelbar östlich eines in römischer Zeit sehr feuchten Milieu, das den äußersten Ausläufern der einstigen Auenlandschaft des Lechs zuzuordnen ist. Lehmige und kiesige Bereiche wechselten mit kleinen Flußrinnen ab. Westlich stieß der auf leicht ansteigendem Grund errichtete mehrphasige, mit der Arbeitsgrube rund 11 Meter lange Ziegelbrennofen unmittelbar an die äußerste ursprüngliche Hangkante des eiszeitlichen Lechufers.

    Dieses Jahr konnten wir in München vier römische Darren (zum Trocken von Feldfrüchten, Getreide, etc.) ergraben, die zu einer in reiner Holzbauweise errichteten Hofstelle gehörten. Eine dieser Darren befand sich noch in einem exzellenten Zustand. Auch hierzu haben ich meine Zeichnungen. Da die Grabung in München noch läuft, sind diese noch nicht offiziell vom Amt freigegeben, aber man könnte das Prinzip dieser Darre trotzdem – ohne nähere Quellenangabe – verwenden. Meine detaillierten Zeichnungen zur der Grabung von 2016 habe ich vom Bayerischen Landesdenkmalamt freigegeben bekommen. Es gibt auch Fotos.

    Die genaue Zeitstellung von beiden Fundplätzen läßt sich nicht darstellen, da die Keramikfunde nicht aussageträchtig genug sind. Aber die genannten Befunde sind insgesamt typisch für weite Strecken der römischen Präsenz in Raetien.

    • admin

      Danke vielmals für deinen Kommentar. Aktuell gibt es zwei Brennöfen, die der Einfachheit halber alle Arten von Keramik und Ziegeln brennen. Komplexe Produktionsketten sind noch nicht eingebaut und als zukünftige Updates geplant. Es gibt jedoch eine Dachziegelproduktion, bei der die Ziegel unter freiem Himmel vorgetrocknet werden. Skizzen zu den Darren wären natürlich sehr spannend. Wie kommt man an diese? Liebe Grüsse, Roger

  2. Holger Jürgenliemk

    Hallo Roger,
    zu der Holzarena, die Du in Dein Spiel implementieren möchtest. Hast Du von der Holzarena am Limeskastell Künzing/Quintana an der Donau gehört? Im Internet unter Google findest Du problemlos Bilder, wie so eine Anlage von Archäologen rekonstruiert wird.

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